Hallo, eine interessante Frage :) Also zunächst einmal würde ich anzweifeln, ob man wirklich von der Erde als ein einziges Ökosystem sprechen kann bzw. ob das sinnvoll ist. Im Allg. meint der Begriff ja ein räumlich begrenztes Beziehungsgefüge von bestimmten Lebewesen untereinander sowie mit ihrer unbelebten Umwelt, welches sich durch bestimmte Charakteristika beschreiben und dadurch von anderen Systemen abgrenzen lässt. Diese Charakteristika umfassen dann etwa die Artenzusammensetzung, das Klima, die trophischen Ebenen usw. Ein Großteil des Planeten aber ist ja nicht einmal belebt und selbst die Biosphäre lässt sich ja in ganz unterschiedliche einzelne Ökosysteme einteilen, die teilweise kaum irgendwie in Kontakt stehen. Dein Beispiel der chemoautotrophen Archaen war schon ziemlich gut, auch die Ökosysteme der "Black Smokers" oder Lebensgemeinschaften extremophiler Archaen zb in heißen Quellen sind ja ziemlich unabhängig von anderen Ökosystemen des Planeten. Allgemein lassen sich grob abhängige und autarke Ökosysteme unterscheiden. Erstere wären zB Fließgewässer, die stark auf Materialeintrag und -transport von außen angewiesen sind, letztere im Extremfall zB menschengemachte Ökosphären, die tatsächlich lediglich Energie (Sonneneinstrahlung) mit ihrer Umwelt austauschen, also thermodynamisch gesehen geschlossene Systeme darstellen. Die Organismen hier würden also wirklich nicht mit anderen Lebewesen interagieren, nur innerhalb ihres Gefäßes. In Frage stellen lässt sich natürlich, ob es tatsächlich völlig isolierte Organismen (also nicht Lebensgemeinschaften) gibt. Selbst in angesprochenen heißen Quellen und ähnlichen "isolierten" Lebensräumen findet man allgemein ja Gemeinschaften, die sich im Rahmen des biozönotischen Konnex beschreiben lassen. Hier gibt es synergistische und antagonistische Wirkungen, Zb Viren oder andere Organismen, die in irgendeiner Weise miteinander interagieren. Ist eine Art an einen Ort gelangt, so sollten weitere folgen können, oder im Zweifelsfall als Resultat der Evolution hervorgehen (adaptive Radiation). Ebenso ist die Umwelt fast überall irgendwie durch Organismen beeinflusst , sei es die atmosphärische Gaszusammensetzung mit ihren 21% Sauerstoff (durch autotrophe photosynthetisch aktive Lebewesen), die überall, auch in den Meeren, ihre Wirkung entfaltet. Aber auch möglich, dass es eingeschlossene /isolierte Individueen bestimmter Arten gibt, zB in Luftblasen im arktischen Eis oder so , die tatsächlich für einen bestimmten Zeitraum am Leben sind und keine biotischen Interaktionen eingehen.
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